Jul. 1st, 2005 10:10 am
"Der Tod muß jeden Augenblick eintreten."
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Gestern abend bin ich samt dem Nuphi und meiner Bruder zum ersten Mal zur Synagoge gegangen, um eine Oper mitzubekommen. Es war die erste (und in aufsehbarer Zeit einzige) Chicagoer Aufführung von Der Kaiser von Atlantis. Der Komponist, Viktor Ullmann, ist in Auschwitz umgekommen, wie auch der Librettist, die Musikanten, und das ganze Ensemble ausser dem Bariton, der den Tod gespielt hat. (Nach ihm, stand er in der Schlange genau hinter dem Tenor, der den Harlekin [den das Leben verkörpert] gespielt hat. Der Mengele selbst überprüfte die Häftlinge und bestimmte das Schicksal von jedem. Er fragte dem Tenor nach seinem Beruf; als er mit "Sänger" antwortete, wurde er aufs Gaskammer gerichtet. Der Bariton, ein straffer junger Mann, log und sagte, "Arbeiter". Er kam aufs Arbeitslager und ist am Leben geblieben.)
Ein kurze Oper ist sie, knapp eine Stunde. Das Ensemble und das Orchester sind auch wegen der begrenzten Auswahl relative klein. Aber was bedrückt man zu allererst und am allermeisten ist wie fest in der österreichisch-deutschen Tradition die Musik steht. Sowas sagte Nuphi vor dem Konzertbeginn mit fast denselben Worten als die Experten in der Nachdiskussion, aber nichts drückte es deutlicher aus als die Komposition von Richard Strauss, die als Präludium gespielt wurde. Sie war das Sextett aus Capriccio, eine Oper die eingermassen als Abschiedsgruß an die Mitteleuropäische Kultur angesehen wird. (Später erzählte der Strauss-Experte, wie der Strauss in 1944 ein Konzert eröffnete mit einer resignierten Bemerkung übers Ende der Kultur.) Die Ähnlichkeiten war unübersehbar. Man hörte in Ullmanns Werk Musikzitate aus/Hüldigungen für deutschsprachige Komponisten von Bach bis Mendelssohn und Brahms bis Weill.
(Further analysis and links--in English--in bunj's entry.)
Ein kurze Oper ist sie, knapp eine Stunde. Das Ensemble und das Orchester sind auch wegen der begrenzten Auswahl relative klein. Aber was bedrückt man zu allererst und am allermeisten ist wie fest in der österreichisch-deutschen Tradition die Musik steht. Sowas sagte Nuphi vor dem Konzertbeginn mit fast denselben Worten als die Experten in der Nachdiskussion, aber nichts drückte es deutlicher aus als die Komposition von Richard Strauss, die als Präludium gespielt wurde. Sie war das Sextett aus Capriccio, eine Oper die eingermassen als Abschiedsgruß an die Mitteleuropäische Kultur angesehen wird. (Später erzählte der Strauss-Experte, wie der Strauss in 1944 ein Konzert eröffnete mit einer resignierten Bemerkung übers Ende der Kultur.) Die Ähnlichkeiten war unübersehbar. Man hörte in Ullmanns Werk Musikzitate aus/Hüldigungen für deutschsprachige Komponisten von Bach bis Mendelssohn und Brahms bis Weill.
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Going off on a tangent ...
Re: Going off on a tangent ...
It's rust of late; use it or lose it, nu?
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That said, it does sum up the opera very well. Something bone-chilling about a piece about waiting for death created entirely by people who were, well, waiting for death (whether they were completely aware of it at the time or not).
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Hey, stop stealing from my post before I have a chance to post it. Yeah, about the only other line that really sticks is "Hallo, Hallo!"
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You didn't learn by heart every word of that touching duet between the two soldiers brought together by their inability to liquidate each other?